Ich war in meiner Kindheit und Jugend kein ambitionierter Sportler.
Wie bei vielen fing es in den 70ern mit König Fußball an. Das war damals noch ein Proletensport für die Arbeiterklasse und so kam ich durch meinen Vater, seines Zeichens Schlosser mit Hang zu Kettenrauch und Alkohol, zu dieser Sportart.
Die Ausübung meines „Lieblingssports“ beschränkte sich in den Anfängen auf das Hin- und Herrutschen auf dem Wohnzimmerlichen Sofa, nicht wissend wohin vor Langeweile beim Schauen von Länderspielen der Deutschen Nationalmannschaft, die für einen Sechsjährigen eher einschläfernd daherkam als begeisternd. Sicher lag das an der damals fehlenden Spielkultur, mir war’s aber Wurscht. Und die habe ich damals auch noch gegessen. Aber dazu später mehr.
Die größte Herausforderung dieser Marter war jeweils das Erkennen der Mannschaften, handelte es sich doch um Spiele in Schwarz-Weiss. Ja, solche TV-Geräte existierten auch 1974 noch.
Irgendwann war das Interesse am 15 Meter von unserem Haus entfernten Bolzplatz doch geweckt. Ich erinnere mich an einige Sommer, an denen ich JEDEN Tag dort verbrachte. Verstärkt wurde mein Interesse noch von meinem Opa, dessen Großzügigkeit ich es zu verdanken hatte, schon in frühester Jugend einen LEDERBALL sowie ein Paar Puma-Fußballschuhe mit SCHRAUBSTOLLEN zu besitzen. Welch eine Verschwendung an einen 6-Jährigen.
Naja, meine Großeltern wohnten auch in einer Villa. Ich muss ja nicht verrraten, dass sie Eigentum des örtlichen Tongrubenbarons war, der mit dem Brennen von Ziegelsteinen ein Vermögen angehäuft hatte.
Trotzdem erinnere ich mich an viele schöne Dinge dort: große, helle Zimmer, ein riesiger Garten und mehrere Wohnparteien, die ich heute gern mit dem Wort „Freakshow“ assoziiere.
In der alten Jugenstilvilla wurde mit Holz und Kohle geheizt und Höhepunkt meiner Ferienzeit waren die Badewochenenden, bei denen das Wasser aus einem riesigen Wasserkessel stammte, der ebenfalls mit Holz geheizt wurde. Selbstredend musste das Wasser per Hand und Eimer in die Zinkwanne umgefüllt werden. Das Ganze spielte sich im Keller ab, und da es dort auch dunkle Kohlenkeller, Vorratsverschläge und Fahrradräume gab, badete ich nie allein…
Der Großteil des Schülerlebens bestand aber aus Schulzeit und nicht aus Ferien, so dass ich irgendwann mal den Weg zu den Trainingsorten des TuRa (Turn- und Rasensport) Melle fand, um dort extrem talentfrei an den Ball zu treten. Und auch gern mal daneben.
Das Trainerduo, bestehend aus Schleifer Helmuth und dem Liebling aller Kinder, Alfred, schaffte es aber über die Dauer von zwei Jahren nicht, die Knoten aus meine Beinen zu entfernen und mich nachhaltig für das Fußballspielen zu begeistern.
Irgendwann musste ich einfach aufhören.
Bis zu diesem Entschluss gab es bittere Niederlagen in Mannschaften, die leider häufig als Kanonenfutter dienten. Nur das Prestigeduell gegen den Lokalrivalen TuS Melle konnten wir einmal gewinnen, da hatte mein Niedergang allerdings bereits begonnen und ich stand im Tor. Das kam mehr einer Verbannung gleich als der Förderung meines Talentes und brachte letztendlich sportlich nicht viel ein.
Irgendwann zogen wir aus dem provinziellen Altenmelle in die große Stadt Melle (ca. 5 km). Wir hatten bereits das Jahr 1980 erreicht und ich zählte 11 Lenze.
In unserem neuen Domizil zählte bald eine Tischtennisplatte zum Inventar und es dauerte nicht lange, da wurde der Wunsch wach, sich im Wettkampf mit anderen zu messen. Das tat ich zuerst bei der Spielvereinigung Eicken und dann, gucke mal da, beim früheren Konkurrenten TuS Melle.
Komischerweise war ich in den Jugendmannschaften immer der Älteste, hieß das etwa, dass meine Spielqualität von anderen Jungen bereits Jahre zuvor erricht wurde? Na, ich hatte ja auch relativ spät angefangen.
Im Tischtennis gab es tatsächlich einige kleine Erfolge, bis irgendwann der Wechsel in den Herrenbereich anstand.
In diesem Sport bedeutete eine Aufstellung in der IV. Herren dasselbe wie im Fußball: Du warst ganz unten und musstest Deinen technisch einwandfreien Stil von Opis versauen lassen, die mit ihrer Materialspielweise schnippelten und Dir aus jedem Ball den Schnitt nahmen, um ihn dir anschließend um die Ohren zu schmettern.
Mit zunehmender Routine über die Jahre machte es mir aber auch Spaß, die Spiele nach dem Genuss von zwei bis drei 0,5 Liter-Dosen Tuborg zu bestreiten und die belustigende Komponente läßt sich nicht leugnen. Das Wochenendmotto „vom Tisch an die Theke“ war nicht gerade trainingsfördernd, trotzdem verhalf mir der Vereinssport in diesem Fall zu einer recht guten Note in Sport, wo doch in der Oberstufe tatsächlich auch Tischtennis angeboten wurde. Und diese Punkte brauchte ich dringend! Basketball, Leichathletik und Badminton waren die anderen gewählten Sparten und es lief einigermaßen. Abi ’88 und Sport half dir dabei!!!
Einige Jahre dümpelte ich in der 2. Kreisklasse vor mich hin und hatte mal weniger, mal mehr Freude am kleinen Zelluloidball. Die Hochzeiten der Sporrtart waren allerdings Geschichte und die Vereine bekamen das zu spüren. Spielten wir in früheren Zeiten noch mit sechs oder gar sieben Herrenmannschaften, kamen irgendwann nur noch zwei zusammen. Ich verlor zunehmend das Interesse und hörte schließlich ohne Wehmut auf. Kapitel abgeschlossen, Buch zu.
Es folgten einige Jahre der Selbstfindung, der beruflichen und der privaten und Sport fand maximal im Fernsehen oder in Form von Trinksport statt.
Die Entwicklung zum Couch Potatoe fand schleichend, aber merklich statt. Irgendwann, an einem Sonntagmittag mit gut Futter im Magen, fasste ich zusammen mit meiner Frau Cornelia den Entschluss, dass eine rundum gesunde Lebensweise demselben auch mehr Freude verleiht.
Nun war ich nie dick, hatte aber ca. 10 kg Abnehmpotenzial. Über die Maßnahmen wurde schell eine Entschluß gefasst:
Sport und eine ganzheitlich gesunde Ernährung, möglichst mit Verzicht auf tierische Fette in Form von Fleisch. Zack, fertig.
To be continued.