tot – Lieder vom Glück

 

Format: LP / Digital Download

Out: November, 8th, 2019

Label: Spastic Fantastic

 

Witzigkeit kennt keine Grenzen

Als ich den Stift (selbstverständlich den virtuellen) in die Hand genommen habe, um dieses Review zu verfassen, bewegte er sich fast wie von Zauberhand (it’s magic) und wollte eigenständig ein schales Witzchen über den Namen der schleswig-holsteinischen Band aus Kiel zu Paper bringen. Was die Jungen nicht verdient haben. Gut, den Namen haben sie verkackt, bei der Musik sieht es glücklicherweise anders aus.

 

Kategorisierung unmöglich!?

Nach dem ersten Hören hinterlassen Dich die Lieder vom Glück zunächst einmal verstört. Weil sie sich nicht einordnen lassen. Sägend schrauben sich die Songs in Deine Gehirnwindungen, stampfend und schwül drückend. Nach dem ersten Durchlauf des Albums fragst Du dich: „F.ck, WAS war das?“ Und Du musst zugeben: „Es HAT was.“ Nur WAS?“

Natürlich hast Du keine Chance. Du drückst noch einmal auf „Play“: Und jetzt, beim zweiten Hören merkst Du es: Hier ein Dead Kennedys-Riff, dort eine Portion Stoner. Höre ich da nicht auch ein wenig Grunge? Und Psychedelisches? Das Ganze wird vermischt mit Raw Noise, einer Prise (Schweine-) Rock und eingebettet in räudigen, misantropischen Punk.

 

Stark? Schwach?

tot zeigen ihre Stärke immer, wenn die Gitarren- und Drumfront sich gegenseitig aufpushen und das Ergebnis zu einer fetten Soundwand wird. Riffs mit Luftgitarren- und Trottledancingqualität gibt es zuhauf. Der Bass läuft mit und bricht sich manchmal Bahn durch die Dominanz der Gitarre. Gesanglich darf ab und zu noch etwas mehr Druck auf den Kessel.

 

Wir haben was zu sagen!

Die Kieler wettern gegen die Auswirkungen unseres Konsumterrors, zeigen uns die hässliche Fratze unserer kranken Gesellschaft, klagen unser egoistisches, selbstherrliches und zerstörerisches Verhalten an und zeigen uns ein erschreckendes Bild im Spiegel; Wir sind nicht glücklich, wir sind Heuchler und Lügner, wir sind schon tot.

 

Alles ist scheiße – nicht.

tot legen mit ihren Liedern vom Glück ein grundsolides Erstlingswerk hin, das mit jedem Hören besser wird und Dich am Schlafittchen packt. Es lebt von seiner Vielschichtigkeit und dem außerordentlichen Spielwitz der vier Kieler Jungs. Ein gutes Punkrock-/Noise-/Vielleicht Surf-/Garagealbum. Fein gemacht!

Get it at bandcamp:

Punkte: 3/4 (Gut)

Kaufempfehlung. Ein Album, das auch nach mehrmaligem Hören noch aufhorchen lässt, weil man immer wieder etwas Neues entdeckt.

Uberflieger: Plastik, Paradies

1: bitte nicht kaufen                       2: hörbar                   3: gut                         4: genial